Wackness (Angst)
Willkommen in der Welt des Hasses. Willkommen in der Welt des Schmerzes, des Leidens und der unbändigen Wut. Willkommen im Dreck, meine Freunde. Hiermit seid ihr ganz unten angekommen.
Nur mal so vorab: In dieser Kolumne werden keine Gefangenen gemacht! Mögen also jene unter euch, die heute noch ihre LebensabschnittsgefährtInnen zärtlich in den Arm nehmen wollen, sich mit ihren jeweiligen vermeintlichen Autoritäten gut stellen möchten oder beabsichtigen, ihren Kindern auch nur annähernd glaubwürdig zu vermitteln, dass die Welt da draußen gar nicht so scheiße ist, wie sie richtigerweise vermuten, hiermit gewarnt sein. HÖRT AUF ZU LESEN! Dem mutigen Rest wünsche ich die nötige psychische Stärke, um sich nach dieser Lektüre nicht vor lauter Verzweiflung vor den erstbesten fahrbaren Untersatz zu stürzen. Obwohl, wäre vielleicht doch besser. Im Großen und Ganzen jetzt. Diese Entscheidung überlasse ich einfach mal euch ...
Doch nun zum Kern der Sache. ALLE HABEN ANGST! Angst vor ihren Chefs, Angst vor ihren Partnern, Angst vor ihren Lehrern, ihren Eltern, ihrem Versagen, Angst vor sich selbst. Angst vor anderen. Angst vor Fremdem, Angst vor Neuem, Angst vor vermeintlichem, durch die Medien gepuschtem, Schaden, der sie auf die ein oder andere Weise unvorbereitet hinter der nächsten Ecke erwischen könnte. Diese Angst, die sich dank jahrzehntelangem Konsum von halbseriösen Medien in unser Unterbewusstsein gefressen hat, führt zu einem angepassten, halbgaren, kompromissgeprägten Verhalten. Kurz gesagt, zur sogenannten WACKNESS! Diese Wackness, die sich in allen Formen und Facetten quer durch alle gesellschaftlichen Schichten zieht, bedingt wiederum, dass im Mainstream nur halbgare, vorgekaute Scheiße stattfindet. Sie führt dazu, dass wacke (ängstliche) Platten von wacken (ängstlichen) Künstlern in wacken (ängstlichen) Formaten promotet werden, um von der wacken (ängstlichen) Masse gekauft zu werden. Sie führt dazu, dass wacke (ängstliche) Politiker sich von wacken (ängstlichen) – weil am Geldschwanz nuckelnden – Lobbyisten zu wacken (ängstlichen) Gesetzen überreden lassen. Sie führt dazu, dass sich Leute in Abhängigkeitsverhältnisse begeben, die sie dazu zwingen, ihren jeweiligen Autoritäten jeden Wunsch unreflektiert von ihren gierig grinsenden Lippen abzulesen und währenddessen auch noch glauben, sie täten dies freiwillig. Und immer so weiter.
Machen wir uns nichts vor. Die Angst hat unsere Gesellschaft in ihren Klauen und drückt zu. Und diesem Druck halten die wenigsten stand! Als Reaktion wird sich gegenseitig gehasst bzw. sich selbst gehasst. Es wird im großen Stil gegen andere Nationalitäten, Glaubensformen, Lebensweisen, sexuelle Orientierungen und gesellschaftliche Schichten Stimmung gemacht. Es wird am laufenden Band geburnoutet, sich geritzt, gefressen, und sich weggeschossen. Und alles nur wegen der ANGST! Wer das System der Angst durchschaut, reagiert darauf zunächst mit Wut. Die einen gehen Amok laufen, die anderen zünden Autos an oder gehen bomben (ob nun mit Sprengsatz oder Sprühdose). Oder sie schreiben halt wütende Texte in klein aufgelegten D.I.Y.-Zeitungen. Der einzige Ausweg scheint (wenn man keine Unschuldigen verletzen möchte) in Ironie, Sarkasmus und Zynismus zu versinken. Denn das System der Angst erhält sich selbst. Es hält den Konsum am Laufen. Man kauft sich die Angst weg. Mit Klamotten, Kameras, Waffen, riesiegen Schoko-Eisbechern und sich selbstständig machenden Spionage-Programmen. Ganz zu schweigen von super hippen Profilen in sozialen Medien. Und hier schließt sich der Teufelskreis. Dieses System braucht unsere Angst, um zu funktionieren.
Die Wackness ist alles und alles ist die Wackness.
Denkt mal drüber nach. Und viel Spaß in der Arbeit morgen!