„Realitäter*innen“: Ein Aufklärungspodcast über unterschiedliche Lebensrealitäten in Deutschland.
Listen and learn: Der neue Spotify Originals Podcast „Realitäter*innen“ beschäftigt sich mit  Identitäten abseits des Mainstreams und ist eines der aktuell besten und wichtigsten Podcast-Formate.
Das DJ-Duo „Hoe_Mies“, bestehend aus Gizem Adiyaman und Lúcia Luciano, ist bekannt für seine inklusiven Hiphop-Parties. Im Februar 2020 haben die „Hoe_Mies“ auch einen eigenen Podcast in Zusammenarbeit mit Spotify gestartet. Er heißt „Realitäter*innen“. Besprochen werden wichtige, gesellschaftspolitische Themen wie Rassismus in Deutschland, die Krise der Männlichkeit, intersektionaler Feminismus, selbstbestimmte Sexarbeit oder Obdachlosigkeit in Zeiten der Covid19-Pandemie.
Gemeinsam mit zum jeweiligen Thema passenden Gäst*innen führen sie aufklärerische Gespräche über Lebensrealitäten, die im allgemeinen, gesellschaftlichen Diskurs in Deutschland meist wenig bis keinen Platz finden. So erhält man in jeder Podcast-Folge einen interessanten und spannenden Einblick in die Lebenswelten der Gäst*innen und wird dazu angestoßen, die eigenen, erlernten Verhaltensweisen und Ansichten zum Thema zu hinterfragen und/oder sich mit neuen, bisher wenig bekannten Realitäten auseinanderzusetzen. Dabei bleiben die beiden Moderatorinnen trotz der oft ernsten Inhalte angenehm locker und führen ihre Hörer*innen mit Fragen und Erläuterungen bestimmter Fachbegriffe gut informiert durch die jeweilige Thematik. Egal ob das deutsche Justizsystem oder unser Datingverhalten im Jahr 2020 zur Diskussion stehen, der Podcast bleibt interessant und unterhaltsam, ohne Längen zu entwickeln.

Empathie und Solidarität gegen Diskriminierung
Die verschiedenen Erfahrungen der Protagonist*innen helfen den Hörer*innen, sich in ihre Position zu versetzen, Empathie für sie zu entwickeln und sich im besten Fall mit ihnen und ihren Kämpfen zu solidarisieren. So berichtet der ehemaliger Leiter von zwei Justizvollzugsanstalten, Thomas Galli, in einer Folge, dass laut seiner Erfahrung die meisten Gefangenen nach ihrer Haft mit größerer Wahrscheinlichkeit als zuvor erneut straffällig werden. Als Grund dafür nennt er die, unabhängig von der Schwere der Straftat, lebenslange Stigmatisierung der ehemals Inhaftierten. Auch das Gefängnis als „Schule der Kriminalität“ und nicht als Ort der Resozialisierung wird von ihm benannt.

In einer weiteren Folge berichtet ein ehemaliger Obdachloser vom Leben auf den Straßen Berlins, der verschärften Problematik während der aktuellen Covid19-Pandemie, und davon, wie man am besten Hilfe anbieten kann. Auch die Verantwortung von Influencer*innen, die eigene Reichweite in sozialen Medien sinnvoll zu nutzen, wird gemeinsam mit zwei reichweitenstarken Gästinnen, der Musikerin Nura und der Moderatorin Esra Karakaya, diskutiert. Außerdem wird der schreckliche, andauernde, rechte Terror in Deutschland, der seit dem Jahr 2000 mindestens 208 Menschen das Leben kostete, von und mit betroffenen, antirassistischen Aktivist*innen thematisiert. Ein Gast dieser Folge ist der Aktivist Mouctar Bah von der Initiative „Gedanken an Oury Jalloh“, der sich für die Aufklärung des Mordes an Oury Jalloh einsetzt. Dieser wurde im Jahr 2005, nach einer Festnahme durch zwei Polizeibeamte, in einer Polizeizelle an Händen und Füßen gefesselt und lebendig verbrannt.
Die aktuell acht Folgen des Podcasts sind auf Spotify verfügbar, wobei alle vierzehn Tage eine neue Episode mit neuem Thema und neuen Gäst*innen erscheint. Da Diskriminierung leider ein großes, andauerndes, gefährliches und absolut unnötiges Problem in unserer Gesellschaft darstellt, sollten wir uns alle mit den unterschiedlichen Wirklichkeiten unserer Mitmenschen auseinandersetzen. Nur so können wir mehr Empathie entwickeln, uns mit ihrem Kampf für Gleichberechtigung solidarisieren und den Status Quo verbessern. Daher ist „Realitäter*innen“ von Gizem Adiyaman und Lúcia Luciano einer der aktuell besten und wichtigsten deutschen Podcasts. Unbedingt anhören.
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